Nicolas Strunz, systemischer Anti-Gewalt- und Deeskalationstrainer, sprach auf Einladung des Braunschweigischen Gemeinde-Unfallversicherungsverbandes (BS GUV) im BZV Medienhaus Braunschweig über Gewaltsituationen im Bildungsbereich und wie man auf professionelle Art damit umgeht.
In Schulen und auch bereits in Kitas herrscht oft ein rauer Ton. Vor allem bei den Schülerinnen und Schülern untereinander sind verbale Auseinandersetzungen an der Tagesordnung und führen immer häufiger auch zu körperlicher Gewalt. Viele Lehrkräfte sowie pädagogische Fachkräfte stehen diesen Situationen hilflos gegenüber. Schließlich haben nur die wenigsten gelernt, wie man auf übergriffiges, respektloses oder aggressives Verhalten souverän und angemessen reagiert. Genau an diesem Punkt setzt Nicolas Strunz mit seiner „Ehrenschmiede“ an.
Nicolas Strunz ist Experte für Gewaltprävention, Deeskalation und Mobbing. Am Mittwoch, den 11.10.2023, sprach er im BZV Medienhaus auf der Veranstaltung „Umgang mit Übergriffen im Berufsalltag“ über die aktuellen Herausforderungen im „System Schule“.
Strunz kennt die gut gemeinten Ratschläge, mit denen Lehrer in Streitsituationen gern schlichtend eingreifen: „Lass dich doch nicht provozieren“, heißt es dann. Oder „Hör einfach weg“. In der Praxis bleiben diese Versuche jedoch oft erfolglos. Denn wie sagte schon Paul Wazlawik: „Wer als Werkzeug nur einen Hammer hat, sieht in jedem Problem einen Nagel.“ Und so wird auf Angriffe gern mit Gegenangriffen reagiert, bis die Situation aus dem Ruder läuft.
Die Lösungsstrategien setzen auf einer tieferen Ebene an und richten den Blick der Beteiligten nach innen: Es geht um soziale und emotionale Aspekte, um das Erkennen eigener Verhaltensmuster und „Triggerpunkte“, um die Kanalisierung von Aggressionen und noch viel mehr. Dabei setzt Strunz in seinen Angeboten auf eine Mischung aus Bewegung, Humor und Selbstreflexion und bringt damit auch festgefahrene Situationen wieder ins Fließen.
Dass die Bewältigung der akuten Brandthemen in der Schule dennoch kein Spaziergang ist, weiß der 33-Jährige aus eigener Erfahrung. Denn bevor er in die Selbständigkeit wechselte, war er selber Lehrer.
Der Seminarraum im BZV Medienhaus war gut gefüllt: Rund 200 Gäste lauschten gespannt den Tipps für ein effektives Gewaltmanagement, darunter viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Kindertagesstätten und den Sozialdiensten.
Im Anschluss an den Vortrag wurde mit weiteren Experten wie z.B. von den Projekten „Palaverzelt“, „Die Initiative“ und „schools that care“ (in deutscher Sprache: "Schulen, die sich kümmern") lebhaft diskutiert. Übrigens ganz gesittet, ohne Ausraster.
Fotos: fotodesign BRAUNSCHWEIG
